Naturhistorisches Museum Wien

OSTERREICHISCHE Botanische Zeitschrift
Redigirt von Dr. Richard R. von Wettstein, Privat-Docent an der k. k. Universität Wien.
Herausgegeben von Dr. Alexander Skofitz.
Jahrgang. N“ 1. Wien, Jänner 1890.

Botanische Sammlungen, Museen, Institute etc.
Nachdem Seitens der Leitung des Wiener k. k. Naturhistorischen Hofmuseums auf die Bedingungen, welche H. G. Reichenbach an die Erbschaft seiner Sammlungen geknüpft hatte, eingegangen wurde, ist im Laufe des letzten Monates der Transport dieser Sammlungen von Hamburg nach Wien ausgeführt worden. Die Verpackung in 62 Kisten mit Büchern und 122 Kisten mit Herbarmateriale wurde unter Intervention des Assistenten Dr. v. Szyszylowicz durchgeführt.

Schon eine oberflächliche Durchsicht liess erkennen, dass man es hier mit einer ausserordentlich werthvollen Bereicherung des Museums zuthun habe. Die Bibliothek umfasst bei 10.000 Werke in etwa 15.000 Bänden, das Herbar bei 700.000 Spannblätter (davon entfallen circa 80.000 Exemplare auf die Orchideen-Sammlung). Da die botanische Abtheilung des Museums bisher eine Bibliothek von etwa 7000 Bänden besass und ihr Herbar bei 420.000 Spannblätter zählte, so wird durch die neue Acquisition der Bestand der Bibliothek verdreifacht, jener des Herbars mehr als verdoppelt. Die Bibliothek, besonders reich an floristischer Litteratur und Sonderabdrücken, enthält insbesondere vollständige Serien der wichtigsten botanischen Zeitschriften aller Länder. Das Herbar umfasst neben der etwa 360.000 Spannblätter zählenden Hauptsammlung mit vorwaltend exotischen Gewächsen eine grosse Reihe von selbstständigen Collectionen, die Reichenbach meist käuflich erworben hatte.

Von Interesse dürfte es sein, zu erfahren, dass in Folge des Todes Reichenbach’s und insbesondere in Folge der Uebertragung seiner Sammlungen nach Wien in England wie in Frankreich grosse Anstrengungen gemacht werden, um Centralstätten für die Pflege der Orchideenkunde zu schaffen. Schon vor längerer Zeit erliess die Direction des botanischen Gartens in Kew einen diesbezüglichen Aufruf und nun fordert auch Godefroy-Lebeuf im Namen des Pariser botanischen Museums alle Orchideenzüchter auf, an das genannte Institut blühende Exemplare zunächst zur Anlegung eines Orchideen-Herbars zu senden.

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